Sonntag, 26. Oktober 2008

Viennale '08, Tag 6 "Überraschungsfilm" und "Lake Tahoe"

Zuerst erwartete uns das Abenteuer Überraschungsfilm und dann war für mich noch ein Ausflug nach Mexiko am Programm. Ich hatte einen schönen Tag.

"Religulous"

«Ein Festival, das sich so ernst nimmt, wie die Viennale, darf sich so einen peinlichen Film erlauben» wird die Süddeutsche Zeitung in etwa drei Wochen über den Überraschungsfilm der diesjährigen Viennale berichten.

Ganz seriös ist die Sache tatsächlich nicht. Aber wie seriös ist es, wenn die Vizepräsidentschaftskandidatin der Vereinigten Staaten Sarah Palin letzte Woche erklärte, Gott habe Amerika den Krieg gegen den Irak befohlen. «Inzwischen überlege ich», sagt die Hauptfigur des Überraschungsfilm einmal, «ob ich bei meiner nächsten Beichte nicht besser meinen Anwalt mitnehme».

Wahrlich, ich sage euch, gehet hin und sehet euch den Überraschungsfilm an. Oder nicht an. Aber was immer ihr tuet: sündiget mehr.

Über Bill Mahers Religions-Dokumentation hatte ich schon vor einigen Wochen in der Daily-Show gehört, und hätte nicht damit gerechnet, den überhaupt jemals zu sehen. Umso größer natürlich die Freude darüber, diese Reise in die Absurditäten der verschiedenen Religionen zu verfolgen.

Maher, in den USA als Stand-up und Comedien bekannt, ist als Atheist mit großen Zweifeln gegenüber den Religionen eingestellt und geht mit der Aussage "Ich habe keine Antwort, aber deine überzeugt mich nicht." auf Vertreter der drei großen Weltreligionen zu. Dabei zerpflückt er ihre Argumente und offenbart welcher Wahnsinn in all dem steckt. Zum Beispiel ein "Holy Land"-Vergnügungspark in Florida...

Die Inhalte dieses Filmes sind bei mir natürlich auf fruchtbaren Boden gefallen, da ich selbst der Meinung bin, dass es die Menschen heutzutage nicht mehr notwendig haben, sich an 2000 Jahre alten Schriften festzuhalten, sondern ihr Hirn verwenden sollten. Die abstrusen Situationen und das oft gelungene Ausdribbeln seiner Gesprächspartner hat zumindest für einige Lacher und verzweifeltes Kopfschütteln gesorgt.

"Lake Tahoe"


Auf einer verlassenen mexikanischen Landstraße knallt der junge Juan mit seinem Auto ohne nachvollziehbaren Grund gegen einen Strommast. Zwar ist der Schaden nicht sehr groß, dennoch lässt sich der Wagen nicht mehr starten. Auf der Suche nach einem Mechaniker macht sich Juan zu Fuß auf den Weg. In der nahegelegenen Siedlung scheint sich niemand wirklich für ihn zu interessieren, von einer Werkstätte wird er zur nächsten geschickt. Schließlich trifft er auf den alten Don Heber, der ihm jedoch nur helfen kann, falls der Junge das entsprechende Ersatzteil auftreibt. So führt Juan, ab da begleitet von Dons Hund Sica, sein Irrweg immer weiter, bis er am Ende des Tages auf eine ganze Reihe absurder Begegnungen zurückblicken kann, die jedoch zu einer großen Einsicht führen.

Ein wunderschöner Film, der vorallem mit sehr langen und ruhigen Einstellungen auffällt. Er ist eher Dialogarm, besticht durch die Bildsprache und nimmt einem langsam auf, gibt einem Zeit sich mit der Situation vertraut zu machen und selbst die fehlenden Puzzleteile zu legen, wo der Film keine Antwort gibt. Die wenigen Schnitte, nicht vorhandenen Kameraschwenks, teils überlangen schwarzen Überblendungen sorgen für eine äußerst harmonische Dynamik. Wie gesagt: wunderschön.

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